Montag, 2. Mai 2011

Neulich: Ein Fragebogen einer großen renommierten Unternehmensberatung

Vor kurzem erhielt ich per eMail eine Einladung zu einer Umfrage im Rahmen eines Forschungsprojektes, initiiert von einer großen Unternehmensberatungsfirma und der TU Berlin. Man wollte herausfinden, welche Faktoren und Muster sich ableiten lassen, damit Gründungsvorhaben erfolgreich werden. Ich war eingeladen, da ich mein Unternehmen Quantensprung Concept GmbH in den letzten 10 Jahren gegründet hatte.

Neugierig wie ich bin, habe ich auf den Link in der eMail geklickt, mir den Fragebogen angeschaut und die Fragen beantwortet. Als Familienunternehmer habe ich mich allerdings in den Fragestellungen nicht so recht wiedergefunden. Es hatte den Eindruck, als ob dieser Fragebogen aus der Führungssicht in Großunternehmen entworfen und dann heruntergebrochen wurde, um Neugründungen abbilden zu wollen. So wurde zwischen "Top Management Team" und "Gründungsteam" stark differenziert, wie man es vielleicht in einem Jahrzehnte bestehenden DAX-Unternehmen machen würde. In mehr als 90% der Neugründungen wird hier eine große personelle Identität zwischen beiden Teams vorliegen. Darüberhinaus wurden viele harte Fakten wie Ausbildung, Erfahrungsjahre und Kapitalausstattung gefragt, eben so, wie man ein DAX-Unternehmen beschreiben würde.

Allerdings wurden die weichen Faktoren, die aus unserer langjährigen Erfahrung für den Erfolg von Neugründungen wesentlich wichtiger sind, völlig ausgelassen:
  • Was war die Intention für die Neugründung?
  • Welches großes gemeinsames Ziel wird mit der Neugründung verfolgt? Gibt es, gab es ein Ziel?
  • Gibt es ein gemeinsames Bild, wie das Unternehmen in 1, 2 oder 5 Jahren aussehen soll?
  • Wie groß war das Vertrauen in die eigene Stärke und Kraft, ein Unternehmen führen zu können.
  • Nach welchen Kriterien werden neue Mitarbeiter eingestellt, was sind die Must-Haves für diese Mitarbeiter (nur Fachwissen oder auch andere Kompetenzen?)
  • Hat die Tätigkeit jeden Tag Spass und Freude gemacht und macht die Tätigkeit auch heute noch jeden Tag Spass und Freude?
  • "Brennen" Sie für Ihr Unternehmen?
  • Wollen Sie selbständig sein, oder Unternehmer sein?
  • Welche Bedeutung hat oder hatte der Businessplan?
  • ...
Diese Fragen sollte sich jeder Existenzgründer stellen. Wenn eine ausreichende Motivation vorhanden ist, ein Ziel definiert - wobei der Weg völlig unwichtig ist - und ein Bild für die nächsten Jahre existiert, nur dann kann das neu gegründete Unternehmen langfristig erfolgreich sein.
Eine Neugründung ist immer nur so gut, wie der/die Unternehmer, der/die dahinter steckt/stecken. Letztendlich wird der Erfolg durch diese Personen definiert. Wenn diese Personen von ihrer Idee überzeugt sind, für ihr Unternehmen "brennen" und mit Freude, Spass und Leichtigkeit ihrer Tätigkeit nachgehen, dann sind die wichtigsten Elemente für eine erfolgreiche Zukunft gegeben. Hilfreich kann es dann noch sein, sich die kaufmännischen Grundlagen für ein erfolgreiches Wirtschaften einzukaufen oder selbst zu erlernen.

Sich allerdings nur auf kaufmännische Kenntnisse und fachliches Wissen zu beschränken wird den Erfolg eines Unternehmens nie ausmachen. Und das genau ist auch der Unterschied zwischen einem Unternehmer und einem Manager: Ein Unternehmer unternimmt, weil er etwas bewegen will. Er hat in der Regel eine übergeordnete Motivation. Der Manager managed, er verwaltet. Seine Zielsetzung ist primär der Erhalt seines eigenen Jobs und selten getragen von einem übergeordneten Ziel.

Große Unternehmensberatungen beraten Unternehmen (=Manager) aber keine Unternehmer. Denn sonst würden Sie Unternehmerberatungen heißen. Ist es dann nicht auch verständlich, dass solche Fragebögen entstehen?
Nur wer die richtigen Fragen stellt, wird Antworten bekommen, die benötigt werden, um etwas zu verändern. Schade, wenn auf Basis der Ergebnisse dieser Studie neue Rahmenbedingungen geschaffen werden, die ihr Ziel dann völlig verfehlen.

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